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30. Capitel.    Von den Schlußcadenzen Chapter 30.    On closing cadences
§. 8.    Der Triller, womit man die verzierte Cadenz endiget, wird mehr aus Gewohnheit, als aus einer Schuldigkeit in der Quinte, und wenn die Tonart weich ist, zuweilen auch in der Sexte geschlagen. §8.    The trill that concludes an ornamented cadence occurs at the fifth [over scale degree five; hence on scale degree two], more out of habit than necessity; and if the key is minor, occasionally it is played a sixth above [i.e., on scale degree three].
Weil nun der Accompagnist auf diesen Triller lauren muß, damit er bey dem Eintritt desselben den Dreyklang sogleich dazu anschlagen könne: so muß man sich bey solchen Cadenzen, welche mit Ketten von Trillern verziert werden, durch eine allzu große Sorgfalt nicht verführen lassen, und mit dem Dreyklange gleich zuplatzen, so bald ein etwas langer Triller in der Terz geschlagen wird. Since the accompanist must be on the lookout for this trill, so that he can strike the triad as soon as the trill begins, in cadenzas ornamented by chains of trills he must not be misled by an overabundance of caution, bursting in right away with the triad as soon as a somewhat longer trill occurs on the third.
Dieser Triller ist gemeiniglich ein sicheres Kennzeichen, daß die Cadenz noch nicht zu Ende ist, und man wagt also durch einen zu frühen Anschlag noch viele Töne zu hören, welche zu dem Dreyklange nicht passen. This trill is generally a sure sign that the cadenza is not yet at its end, and through too early an entrance one risks hearing many tones that do not fit with the triad.
Ein verständiger Ausführer der Hauptstimme wird sich zwar alsdenn auf alle mögliche Art einschränken, und, damit das Gehör nichts widriges empfinde, bald zum Schluße eilen: allein diesen Zwang muß ein Accompagnist nicht veranlaßen. In this case a discerning performer of the principal voice will use all means to restrict himself and hasten to the ending so that the ear perceives nothing unpleasant; yet an accompanist must not cause this scenario.
Solte jemand aus besonderm Gefallen mit einem solchen Triller in der Terz der Grundnote seine Cadenz endigen wollen: so muß er sich gefallen lassen, wenn der Clavierist mit seinem Dreyklange nicht gleich bey der Hand ist, sondern diesen Triller zuvor eine Weile anhöret, bis er gewiß weiß, daß die Cadenz damit geschloßen werden soll. If one had a special occasion to end his cadenza with such a trill a third above the bass note, then he must be content when the keyboardist does not enter right away with his triad, but first listens to this trill awhile before he is sure that the cadence is to be concluded.
Einige Ausführer der Hauptstimme haben einen Wohlgefallen daran, wenn sie den Accompagnisten durch einen langen Triller in der Quinte hintergehen und vermögen können, daß er mit seiner Auflösung des Sextquartenaccordes dabey einfällt, ob sie schon nachher in ihren Verzierungen, welche sehr oft zu der vorhergegangenen Auflösung nicht harmoniren, fortfahren: allein der Accompagnist kann bey dieser Heldenthat ganz geruhig und vor allen rechtmäßigen Vorwürfen sicher seyn. Er gönnet seinem Führer dieses Vergnügen, und überläßt ihm zugleich die Ehre der guten Ausnahme. Some performers of the principal voice delight in deceiving the accompanist via a long trill at the fifth, such that he chimes in with the resolution of the 6/4 chord, while the principal voice continues afterwards with its ornamentation, which very often does not harmonize with the previous resolution. Regarding such antics the accompanist can rest assured that he is safe from all just criticism; he indulges the leader with this amusement, and at the same time leaves him the honor of an effective variant the good effect [mk].




Translation © 2024 The Packard Humanities Institute

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