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29. Capitel.    Vom Vortrage Chapter 29.    On performance
§. 2.    Je wenigerstimmig ein Stück ist, je feiner muß die Begleitung dabey seyn. Ein Solo, oder eine Soloarie giebt also die beste Gelegenheit, einen Accompagnisten zu beurtheilen. Hier muß man die meiste Vorsicht anwenden, damit die Absichten der Hauptstimme gemeinschaftlich erreichet werden. §2.    The fewer voices a piece has, the softer the accompaniment must be. A solo or solo-aria offers the best opportunity to judge an accompanist’s abilities. Here one must have great care, such that the principal voice’s intentions may be fulfilled collaboratively.
Ich weiß nicht, ob dem Begleiter alsdenn nicht noch mehr Ehre gebühre, als dem, der begleitet wird. Dieser letztere kann vielleicht lange Zeit zugebracht haben, um sein Stück, welches er nach jetziger Mode selbst verfertiget haben muß, gut heraus zu bringen, und darf dennoch deswegen noch nicht auf den Beyfall verständiger Zuhörer gewisse Rechnung machen, weil sein Vortrag durch eine gute Begleitung erst belebet werden soll. I know not whether the greater honor goes to the accompanist or the person who is accompanied. The latter person may have spent much time learning his piece, which he fashioned according to the current taste, yet it will not achieve proper acclaim from knowledgeable listeners if his performance is not first brought to life by a good accompaniment.
Der Accompagnist hingegen hat manchmal kaum so viele Zeit, das ihm vorgelegte Stück nur flüchtig anzusehen, und muß demohngeachtet aus dem Stegreife alle die Schönheiten unterstützen und befördern helfen, welche mit so vieler Mühe und Zeit ausstudiret sind. Der Solospieler oder der Sänger behält indessen alles Bravo gemeiniglich für sich, und giebet seinem Begleiter nichts davon ab. Er hat Recht, weil er den Schlendrian kennt, vermöge dessen ihm dieses Bravo eigenthümlich und ganz allein gegeben wird. The accompanist, in contrast, hardly has enough time to glance over the piece placed before him, and yet he must still support and promote at sight all of its beautiful aspects, which the soloist studied over a long time with great effort. The solo-instrumentalist or solo-singer usually keeps all the praise for himself and offers none to his accompanist—and he would be right, for he is familiar with the custom by which he alone receives this praise.




Translation © 2024 The Packard Humanities Institute

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