§. 31. Das Probe-Stücke aus dem F dur ist ein Abriß, wie man heute zu Tage die Allegros mit 2 Reprisenⓘ das andremal zu verändern pflegt. So löblich diese Erfindung ist, so sehr wird sie gemißbrauchet. Meine Gedanken hiervon sind diese:ⓘ Man muß nicht alles verändern, weil es sonst ein neu Stück seyn würde. Viele, besonders die affectuösen oder sprechenden Stellen eines Stückes lassen sich nicht wohl verändern.
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§31. The Probestück in F major [Wq 63/5/iii] is a sketch of how one presently varies allegros with two reprisesⓘ the second time through. As praiseworthy as this invention is, it is much abused. Here is what I think about this point:ⓘ you must not vary everything, for it would become a new piece. Many passages, in particular those with much affect or in a declamatory manner, cannot easily be altered.
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Hieher gehört auch diejenige Schreib-Art in galanten Stücken, welche so beschaffen ist, daß man sie wegen gewisser neuen Ausdrücke und Wendungen selten das erstemal vollkommen einsieht. Alle Veränderungen müssen dem Affect des Stückes gemäß seyn. Sie müssen allezeit, wo nicht besser, doch wenigstens eben so gut, als das Original seyn.
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This also applies to that style of galant pieces with certain novel expressions and turns of ideas that can rarely be grasped fully when heard the first time. Any variations must be in accordance with the affect of the piece, and they always have to be better than or at least just as good as the original.
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Denn man wählt bey der Verfertigung eines Stückes, unter andern Gedanken, oft mit Fleiß denjenigen, welchen man hingeschrieben hat und deswegen für den besten in dieser Art hält, ohngeacht einem die Veränderungen dieses Gedanken, welche mancher Ausführer anbringt und dadurch dem Stücke viele Ehre anzuthun glaubt, zugleich bey der Erfindung desselben mit beygefallen sind. Simple Gedanken werden zuweilen sehr wohl bunt verändert und umgekehrt.
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For a composer has often deliberately chosen to write one idea instead of others because he has deemed it the best of its kind, although he also has considered the variant that the performer chooses, who believes he does the piece a great honor. Simple ideas sometimes get well varied in a fanciful manner and vice versa.
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Dieses muß mit keiner geringen Ueberlegung geschehen, man muß hierbey beständig auf die vorhergehenden und folgenden Gedanken sehen; man muß eine Absicht auf das ganze Stück haben, damit die gleiche Vermischung des brillanten und simplen, des feurigen und matten, des traurigen und frölichen, des sangbaren und des dem Instrument eignen beybehalten werde.
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This has to be done, though, with careful deliberation, as you always have to keep in mind the preceding and the following ideas. A conception of the whole piece is required in order to maintain the mix of brilliance and simplicity, fire and languor, sadness and cheerfulness, and cantabile [style] and specifically instrumental [keyboard] idioms.
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Bey Clavier-Sachen kann zugleich der Baß in der Veränderung anders seyn, als er war, indessen muß die Harmonie dieselbe bleiben. Ueberhaupt muß man, ohngeacht der vielen Veränderungen, welche gar sehr Mode sind, es allezeit so einrichten, daß die Grundliniamenten des Stückes, welche den Affect desselben zu erkennen geben, dennoch hervor leuchten.
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In keyboard pieces the bass may also be different in a variation than how it originally was, provided the harmony remains the same. Notwithstanding all the variants, which are so fashionable today, one must conceive a performance that clearly illuminates the composition’s basic design, by which its affect is revealed.
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