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2. Hauptstück. Von den Manieren
1. Abtheilung. Von den Manieren überhaupt
Chapter 2. On ornaments
Section 1. On ornaments in general
§. 8.    Diesem ohngeachtet stehet es jedem, wer die Geschicklichkeit besitzet, frey, ausser unsern Manieren weitläuftigere einzumischen. Nur brauche man hierbey die Vorsicht, daß dieses selten, an dem rechten Orte und ohne dem Affecte des Stückes Gewalt zu thun, geschehe. §8.    Nonetheless, skilled performers are free to intersperse more elaborate ornaments, in addition to ours, if only they take care to do so rarely, in the right places, and without violating the affect of the composition.
Man wird von selbsten begreifen, daß zum Exempel die Vorstellung der Unschuld oder Traurigkeit weniger Auszierungen leidet, als andere Leidenschaften. It is self-evident, for example, that the expression of the idea of innocence or sadness tolerates less embellishment than expression of other passions.
Wer hierinnen das nöthige in Obacht nimmt, den kann man für vollkommen paßiren lassen, weil er mit der singenden Art sein Instrument zu spielen, das überraschende und feurige, welches die Instrumente vor der Singe-Stimme voraus haben, auf eine geschickte Art verknüpfet, und folglich die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer durch eine beständige Veränderung vorzüglich aufzumuntern und zu unterhalten weiß. Those who observe all that is necessary in this regard can be considered perfect because they skillfully combine the singing style of keyboard performance with surprise and fire, in which instruments surpass the singing voice, and thus are able to excite and maintain the lasting attention of their audience particularly well through constant variation.
In diesem Puncte behalte man ohne Bedenken den Unterscheid zwischen der Singe-Stimme und dem Instrumente bey. Wer nur sonst die nöthige Behutsamkeit wegen dieser Manieren anwendet, der sey übrigens unbekümmert, ob das, was er spielet, eben gesungen werden könne oder nicht. In this respect, one should retain the difference between the singing voice and the instrument without misgivings. Those who otherwise treat ornaments with the necessary caution should not worry if what they play could actually be sung or not.




Translation © 2024 The Packard Humanities Institute

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