§. 3. Nichts destoweniger hat man mit Verwunderung angemerkt, daß einige Componisten bey der Bezeichnung ihrer Grundstimmen, diese Progreßionen im Einklange nicht allezeit andeuten. Man findet zuweilen Ziffern über den Baß gesetzet, wo keine gegriffen werden sollen. Der Erfolg davon kann nicht anders als widrig seyn.
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§3. Yet one finds, surprisingly that many composers do not always indicate unison progressions when figuring their basslines. Occasionally one finds figures placed over the bass where none should be played. The result can only be unsatisfactory.
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Man stelle sich vor: Ein Componist arbeitet ein Stück mit vielem Fleiß aus; er verschwendet gleichsam alle melodischen und harmonischen Künste, welche er auf das reizendeste zusammen verbindet. Nunmehr glaubet er, daß es Zeit sey, die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer durch einen neuen Gegenstand zu ermuntern; er suchet zu dem Ende mit einer Art von Begeisterung einen Gedanken auf; die Pracht und das Erhabene dieses Gedanken soll hervorragen und empfunden werden.
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Imagine that a composer diligently works out a piece, uniting every resource of melody and harmony in the most delightful manner. Now he believes that it is time to animate the attention of his listeners with something new; to this end he searches enthusiastically for a new idea; the magnificence and sublimity of this thought shall stand out and be felt by all.
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Er entsaget daher gleichsam auf einige Zeit den Schönheiten der Harmonie; sein Gedanke soll einstimmig bleiben; er soll allein der Gedanke und die Beschäftigung aller Begleiter zugleich seyn; er wechselt nachher glücklich mit dem Gebrauch der Harmonie wieder ab u. s. w. Sein Stück wird fertig. Es wird aufgeführet.
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For this reason he abstains for a time from the beauty of harmony—his idea shall remain in unison, and shall be the sole focus of all accompanying instruments; he alternates pleasingly between passages in unison and those with harmony. His piece is complete and is performed.
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Mitten in der angenehmsten Erwartung der erwünschten Ausnahme dieses Gedanken stöhrt ihn die Begleitung des Clavieristen. Dieser vorbereitet und löset seine vorgeschriebenen Intervalle so ehrlich, und so regelmäßig auf, als nur möglich; zur andern Zeit mit vielem Beyfall, nur jetzo zum Verdruß.
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In the pleasing expectation of the desired contrast effect of this idea [to the harmony of the surrounding passages], he is disturbed by the keyboardist’s accompaniment. The keyboardist prepares and resolves his indicated intervals as diligently and properly as possible, generally to great acclaim, but here he causes annoyance.
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Zum Glücke für den Accompagnisten besinnet sich der Componist, daß er in der Vorstellung der Grundstimme etwas versehen hat, und ist überaus froh, daß jener aus Ekel über seine unrechte Begleitung von selbst seine Harmonie fahren läßt, sich an keine Ziffer weiter kehret, und diesen Gedanken mit dem Einklange so weit verstärken hilft, als es nöthig ist, weil ihm die erste Grundregel des Accompagnements gleich beyfällt, welche wir im 19ten §. der Einleitung angeführet haben. Ein Accompagnist muß jedem Stücke, welches er begleitet, die ihm zukommende Harmonie in der gehörigen Stärke gleichsam anpassen.
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Fortunately for the accompanist, the composer realizes that he forgot something regarding the bassline, and is exceedingly pleased that the accompanist, displeased with the improper accompaniment, omits the harmony himself, thinks no more of figures, and reinforces this passage in unison as needed, because he recalls the first fundamental rule of accompaniment from §19 of the introduction: an accompanist must adapt the harmony to each piece at the proper dynamic.
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